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Begegnung mit Echsen und Erdzeiten

Heide Horn

13. Mai 2013

Spaziergang mit Unterfeldhaus-AKTIV

Es war ein Spaziergang, der es in sich hatte. Vielen mag der Weg vom Treffpunkt an der Adalbert-Stifter-Straße bis zum Naturschutzzentrum Bruchhausen hinauf zum Römerweg in Alt-Erkath schon bekannt gewesen sein. Es ist eine abwechslungsreiche Strecke durch schöne Natur. Die Einladung des Bürgervereins Unterfeldhaus-AKTIV zur gemeinsamen Erkundung ermöglichte den Teilnehmern jedoch einmal einen Blick hinter die Kulissen - Begegnungen mit Eidechsen und Kreuzkröten, Einblicke in die erdgeschichtliche Entwicklung von Unterfeldhaus und Umgebung sowie Ausblicke weit in die Niederrheinische Bucht. Überraschende Perspektiven – erläutert von Wanderführer Wilfried Kretschmer, einem Mitglied des Bürgervereins.

Nahezu vierzig Wanderer – zwischen sieben und siebzig Jahren – waren der Einladung zu der Erkundungstour gefolgt. Bei sonnigem Mai-Wetter ging es zunächst zum Naturschutzzentrum Bruchhausen. Den Besuchern hatte es vor allem das auf dem Gelände des ehemaligen Kalksandsteinwerkes entstandene Biotop angetan. „Wir haben den asphaltierten Platz im Laufe von fünfzehn Jahren entsiegelt und nach und nach zu einem Lebensraum für Kröten und Echsen entwickelt“, erklärte Hausherrin Karin Blomenkamp. Wie Bernhard May, ehrenamtlichen Mitarbeiter der Stiftung, ergänzte, dient es zurzeit als Gastraum für Tiere eines Biotops in Langenfeld, das gerade umgebaut wird. Zur Freude der großen und kleinen Besucher ließen sich die kleinen Eidechsen im wärmenden Sonnenlicht von den Besuchern beobachten. Zumindest die grünen - die männlichen, wie die Biologin erklärte - zeigten keine Scheu. Die braun gefärbten weiblichen Tierchen huschten meist schnell weg. Staunen dann im sonst der Öffentlichkeit verschlossenen Kalksandstein-Werk. Unter einer Plane hob Bernhard May vorsichtig eine kleine Kreuzkröte hervor. Bewundert vor allem von den jungen Mitwanderern, die den Erkundungen mit lebhaftem Interesse folgten. Vom Biotop ging es ins Geotop, das im Laufe der Jahre bei den Aussandungen des Kalksandsteinwerkes entstanden ist. Dem Blick freigegeben wurden dabei unterschiedliche Erdschichten. Die ältesten sind hier vor etwa 25 Millionen Jahren in einem tertiären Meer, das beinahe bis Mettmann reichte, abgelagert worden, erklärte Wilfried Kretschmer und ergänzte: „Sie sind durch Eisenverbindungen braun gefärbt und unter jedem Haus und Garten in Unterfeldhaus zu finden. Überdeckt werden diese Sande von schmalen Kieslagen des Ur-Rheins, der hier vor einer Million Jahren geflossen ist - im Vergleich zu heute auf einem etwa 80 Meter höher gelegenem Niveau. Während und besonders nach der Eiszeit vor ungefähr 15.0000 Jahren wurde aus den Moränen der Gletscher, den Schottern und Sanden des Rhein feinster Staub, fruchtbarer Lös bis zu sechs Meter auf die Erkrather und Mettmanner Randhöhen geweht. Dieser feine Lösboden wird heute als fruchtbarer Ackerboden, im Kreis Mettmann aber auch gern für die Anlage von Golfplätzen und zur Herstellung von Rollrasen genutzt.“

Dem Blick hinein in die Erdgeschichte folgte vom Römerweg, auf einer Höhe von 100 Metern über NN, der Blick weit über die sich noch immer absenkende Niederrheinische Bucht. Vom Naturschutzzentrum mit Ferngläsern ausgerüstet, gingen die Wanderer mit Unterstützung einer von Wilfried Kretschmer erstellten Skizze auf optische Spurensuche. In etwa 70 Kilometer Entfernung war das Siebengebirge auszumachen, in westlicher Richtung die Braunkohlewerke Niederaußen, Neurath und Frimmersdorf. Fast mit bloßem Auge zu erkennen war der Kölner Dom.

„Wir stehen hier oben auf der Haupt-Terrasse des Rheins“, erklärte der Wanderführer. „Unterfeldhaus liegt wie Unterbach und Hilden auf der Mittelterrasse - 60 Meter über NN.“ Man merkte dem ehemaligen Geographie-Lehrer an, dass hier Beruf und Steckenpferd zusammengefunden hatten. So erfuhr die Gruppe, wie, wann und wo der Rhein sich sein Flussbett gesucht, welche Geröllmassen er abgelagert hatte und wo jetzt noch Spuren seines Weges zu finden sind. Anschaulich schilderte Kretschmer, wie in Jahrmillionen tektonische, mechanische und chemische Kräfte in unterschiedlichen Erdzeiten die Erdoberfläche gestaltet haben und sich noch immer bemerkbar machen. So mit dem Erdbeben im April 1992. Vielen Unterfeldhausern noch in guter Erinnerung, wie die Reaktionen auf die Nennung dieses Datums erkennen ließen.

Nach dem Ausflug in die Vergangenheit marschierten die Wanderer beschwingt den Feldweg nach Unterfeldhaus hinunter - zum Gedankenaustausch bei einer Tasse Kaffee auf der Terrasse des nahe gelegenen TSCU.

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